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Dieser Verein hat Zukunft – ein Interview

Das „Haus mit Zukunft“ kennen inzwischen sehr viele Menschen in Angermünde. Dass in der alten Stadtvilla seit 2024 auch der Verein „Stadt mit Zukunft – Angermünde e. V.“ (kurz SmZA) wohnt, ist noch weniger bekannt. Wir haben mit Karl, einem der vier ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder gesprochen, welche Ziele der Verein hat und welche Projekte zum Mitmachen einladen.

Mit welchem Ziel habt ihr den Verein gegründet?

Wir, das sind einige Aktive aus dem Haus mit Zukunft, haben den Verein 2024 gegründet, weil das Haus eine neue Organisationsstruktur brauchte. Die Stadt stellt das Haus kostengünstig zur Verfügung, die verschiedenen Räume sind über ein Stipendium an Kreative und Freiberufler vergeben worden. Trotzdem braucht es für die Arbeit, die so ein großes Haus naturgemäß mit sich bringt, eine Struktur und viel ehrenamtliches Engagement, das koordiniert werden muss.

Karl ist Kameramann und Mitglied im Vorstand des SmZA

Wir wollen uns in der Vereinsarbeit aber nicht nur auf dieses eine Gebäude beschränken. Die Idee ist, Vernetzungsorte in der Stadt zu schaffen, und sie aktiv und vielfältig zu nutzen. Daher heißt der Verein auch Stadt mit Zukunft. Durch die Rechtsform Verein haben wir außerdem die Möglichkeit, Projekte mithilfe von Fördermitteln umzusetzen. Damit haben wir 2024 begonnen und auch für 2025 haben wir schon mehrere Ideen entwickelt und Fördermittelanträge eingereicht.

Was motiviert den Verein, sich speziell in der Region Angermünde zu engagieren?

Wir möchten die Entwicklung unserer Stadt in Bezug auf Kultur, Soziales und Nachhaltigkeit mitgestalten. Wir leben hier, unsere Kinder werden hier groß, daraus ergibt sich ein großes Interesse an ein lebenswertes Umfeld. Die Herausforderungen unserer Zeit machen es nötig, dass wir uns als Mitgestalter:innen verstehen und uns auf vielfältige Weise einbringen und engagieren. Der Stadt mit Zukunft – Angermünde e. V. will deshalb mit seinen Projekten für Dialog und Austausch innerhalb der Stadtgesellschaft sorgen. Wir möchten ein solidarisches Miteinander fördern und setzen uns für eine bunte Kulturszene ein. Gleichzeitig ist uns der Schutz unserer Lebensgrundlagen ein wichtiges Anliegen, weshalb wir unsere Projekte stets nach den Kriterien von Nachhaltigkeit, Klima- und Naturschutz ausrichten.

„Wir leben hier, unsere Kinder werden hier groß, daraus ergibt sich ein großes Interesse an ein lebenswertes Umfeld.“

Dazu passt auch der "Garten mit Zukunft" - was können wir uns darunter vorstellen?

Den “Garten mit Zukunft” haben wir Anfang 2025 begonnen anzulegen. Die Finanzierung konnte uns die LAG Uckermark über das Regionalbudget ermöglichen. Jetzt entsteht also hinter dem Haus mit Zukunft ein Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten, Obstbäumen und Sitzgelegenheiten. Wir laden Menschen ohne eigenen Garten dazu ein, die Beete mit Gemüse oder Kräutern zu bepflanzen und dort gemeinsame Zeit zu verbringen. Wir haben bereits Hochbeete gebaut, zwei Obstbäume gepflanzt und schuttreiche Erde durch guten Mutterboden ersetzt. Als nächstes werden Stauden und Beerensträucher gepflanzt und die Hochbeete befüllt. Gemeinsam mit einer Planerin haben wir den Garten so angelegt, dass er auch mit sich verändernden klimatischen Bedingungen hoffentlich gut zurechtkommen wird und die Nutzer:innen des Hauses den “Garten mit Zukunft” noch viele Jahre genießen können. Ein weiteres Projekt aus dem Haus mit Zukunft, der freiRAUM Uckermark, hat sich bereit erklärt, uns eine effiziente Gartenbewässerung zu programmieren, das ist super. So können wir die Pflanzen ressourcenschonend versorgen. Das ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie wir uns das Engagement im Verein vorstellen – viele tragen gemeinsam dazu bei, dass es in der Stadt langfristig noch schöner und lebenswerter wird.

Welchen Mehrwert erhofft sich der Verein aus seiner Arbeit – sowohl für die Stadt als auch für die Mitglieder und Unterstützer des Vereins?

Wir wollen das Angebot in der Stadt erweitern, Räume öffnen und Menschen miteinander in Kontakt bringen. Wir organisieren Veranstaltungen zu unterschiedlichen Anlässen, und laden immer wieder ein, teilzuhaben und Gemeinschaft zu leben. Zudem begleiten wir das Konzept zur Nutzung des Haus mit Zukunft; wir haben eine Struktur für die eigenverantwortliche Verwaltung durch die Hausnutzer:innen entwickelt, die im Alltag laufend überprüft und wenn nötig angepasst werden muss. Der Mehrwert für die Vereinsmitglieder ist neben der Mitbestimmung auch die Teilhabe an den unterschiedlichen Projekten und die Möglichkeit, eigene Projekte umzusetzen. Alle “noch nicht Mitglieder” laden wir aber ebenso ein, an den Veranstaltungen teilzunehmen und das gesellschaftliche Leben in der Stadt mit uns gemeinsam zu bereichern.

Welche Projekte hat der Verein bisher umgesetzt?

Kurz nach der Gründung haben wir das Projekt “Erzähl Mal!” durchgeführt, das aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert wurde. Menschen aller Altersklassen waren eingeladen, in einer Runde aus interessierten Mitbürger:innen ihre persönliche Lebensgeschichte zu teilen. An drei Terminen haben insgesamt 66 Menschen aus Angermünde und Umgebung aus ihrem Leben erzählt, was für alle Teilnehmenden eine wertvolle Erfahrung und Bereicherung war. Möglicherweise wird dieses Projekt in 2025 fortgesetzt. Ein weiteres Dialogformat ist auch das Sprachcafé, das wöchentlich im Haus mit Zukunft stattfindet. Es lädt Menschen, die Deutsch üben wollen, und solche, die dabei helfen wollen, ein, in gemütlicher Runde bei Kaffee, Tee und Keksen miteinander zu sprechen, und nebenbei noch neue Menschen und Perspektiven kennenzulernen. Das Sprachcafé ist gut besucht und wir freuen uns, das wir dieses regelmäßige Angebot durch die Förderung „Zukunftswege Ost“ ermöglichen können.

"Erzähl Mal!" - Menschen aus Angermünde erzählen in wertschätzender Runde aus ihrem Leben.               Foto: Karl Hofmann

Was ist für 2025 noch geplant?

Zum OPEN Neuland Festival am 5. Juli 2025 wird sich das Haus mit Zukunft allen Besucher:innen öffnen, die sich für gute Ideen zur Entwicklung des ländlichen Raums interessieren. Verschiedene Veranstaltungen und Workshops laden Menschen aus der Region dazu ein, mitzudenken und Ideen zu entwickeln.

Außerdem haben wir vor, eine Selbsthilfe-Fahrradstation hinter dem Haus zu installieren. Hier können Radnutzer:innen ihren Reifen flicken oder mal eine Schraube festziehen – kleinste Reparaturen, für die man nicht unbedingt in den Fahrradladen muss, für die einem aber möglicherweise das Werkzeug fehlt. Um die Menschen zu befähigen, werden wir Workshops anbieten, bei denen Expert:innen ihr Wissen teilen und kleine Tipps und Tricks an die Hand geben. Im Keller des Haus mit Zukunft warten außerdem einige defekte Fahrräder darauf, wieder zum Leben erweckt zu werden. Diese Räder möchten wir im Rahmen der Workshops wieder fahrtüchtig machen und anschließend an Menschen spenden, die neu nach Angermünde gekommen sind und womöglich keine finanziellen Möglichkeiten haben, sich ein Fahrrad zu kaufen. Hier warten wir aktuell noch auf eine Zusage der Förderung.

Wie ist der Verein in der Region vernetzt? Arbeitet ihr mit anderen lokalen Initiativen, Unternehmen oder Institutionen zusammen?

Unser Verein ist noch jung, aber wir arbeiten bereits mit verschiedenen Initiativen und Vereinen zusammen. Natürlich mit allen Kreativen bei uns im Haus mit Zukunft, aber auch mit den Engagierten der Seebrücke Uckermark, die Geflüchtete unterstützen, mit Unteilbar Angermünde, die sich für eine starke Demokratie und Menschlichkeit in der Stadt einsetzen, mit dem ADFC Uckermark oder auch dem Glashaus Uckermark e. V., der die Jugendtöpferei betreibt. Wichtiger Partner ist außerdem die Stadt Angermünde, mit der wir sehr eng und lösungsorientiert zusammenarbeiten.

Woran fehlt es euch gerade im Verein? Was wünscht ihr euch, um eure Ziele/Vorhaben besser erreichen zu können?

Die Projekte machen viel Spaß, aber hinter der inhaltlichen Arbeit steht auch immer ein nicht unerheblicher Verwaltungsaufwand. Wir freuen uns deshalb immer über engagierte neue Mitglieder, die Lust und Zeit haben, bei unseren Vorhaben mit anzupacken, im Hintergrund zu unterstützen oder auch eigene Ideen einzubringen. Meldet euch einfach unter hallo@smza.de – und dann sehen wir uns bald im Haus oder im Garten mit Zukunft!

Vielen Dank - wir freuen uns darauf, mehr von euren Projekten zu hören!

Wußtest Du schon?

Der Stadt mit Zukunft – Angermünde e.V. finanziert seine Projekte durch verschiedene Fördermittelgeber. Da wäre einerseits die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt, die eine Mikro-Förderung bewilligt hat. Das Projekt „Erzähl mal!“ wurde 2024 durch die Partnerschaft für Demokratie gefördert, der Garten mit Zukunft erhielt Sachmittel durch das Regionalbudget der Lokalen Aktionsgruppe Uckermark e.V. Außerdem beantragt der Verein für größere Veranstaltungen auch die Kulturförderung der Stadt Angermünde.

Zahlreiche hilfreiche Infos zu Fördermitteln und Finanzierung für Projekte gemeinnütziger Vereine findest du auch in unserem Magazinbeitrag „Gezielt Fördermittel für dein gemeinnütziges Projekt finden“.

Du hast konkrete Fragen und kommst mit deinem Projekt alleine nicht weiter? Dann buch dir eine Sprechstunde bei uns oder eine Beratung bei einer/m unserer Expert*innen!

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