Was passiert, wenn engagierte Menschen aus dem ländlichen Osten Deutschlands sich treffen, um voneinander zu lernen, sich zu vernetzen und ihre Ideen in die Welt zu tragen? Dann entsteht ein Ort, der mehr ist als ein Festival: ein Möglichkeitsraum. Open Neuland diesen Sommer das AngerWERK und das Haus mit Zukunft in Angermünde verwandelt: in eine lebendige Bühne für Austausch, Impulse und neue Allianzen. Mittendrin: Jan Lindenberg, Gestalter, Neuland-Gewinner und Mitinitiator des Festivals in der Uckermark. Wir haben ihn in Gerswalde getroffen, um zu verstehen, was eigentlich hinter all diesen Begriffen steckt – und was bleibt.
Die Köpfe hinter dem Open Neuland Festival
Wir treffen Jan Lindenberg im On Studio in der Dorfmitte von Gerswalde. Draußen fahren rote Golf-Cabrios mit Berliner Kennzeichen vorbei: Stadtflüchtige auf der Suche nach Weite, nach Land, nach einem anderen Leben. Drinnen: kühle Räume, die nach Ton duften, umgeben von liebevoll gestalteten Keramiken. Wir trinken richtig guten starken Kaffee: in dieser Gegend ein echtes Highlight, und sprechen über Land, Zukunft und den langen Atem, den es braucht, um Dinge wirklich zu verändern.
Jan lebt in Gerswalde, war lange in Berlin, hat in Japan gelebt, Dinge gestaltet, Räume geschaffen. Heute denkt und arbeitet er in Brandenburg – mit einem feinen Gespür für Potenziale und Menschen, die was vorhaben. Als einer der Ersten hat er das Haus mit Zukunft mit Leben gefüllt. Gemeinsam mit Nadine Binias hat er das Raumstipendium initiiert und später das AngerWERK mitentwickelt – heute ein lebendiger Treffpunkt für alle, die Wandel nicht nur fordern, sondern aktiv mitgestalten.
Schon vor zwei Jahren kam die Anfrage: Ob sie sich vorstellen könnten, ein Open Neuland Festival in Angermünde auszurichten? Jetzt ist es Wirklichkeit geworden. Das Haus mit Zukunft hat seine Türen geöffnet – für Gespräche, Begegnungen und Ideen. Kuratiert wurden Orte, die die Region prägen, und Menschen, die hinter diesen Orten stehen. Entstanden ist ein Programm, das die Vielfalt und Lebendigkeit der Region sichtbar gemacht hat


Ein Festival voller Gespräche, Orte und Möglichkeiten
Im Juli öffnete das Haus mit Zukunft seine Türen. Der Garten war offen, der Hof voller Leben. Menschen kamen, gingen, blieben. In allen Räumen wurde gesprochen, gelacht, diskutiert. Draußen spielten Kinder Ball, drinnen hingen Ausstellungstafeln. Auf dem Rasen saßen Besucher:innen auf Decken, in der Hand ein Cocktail, Livemusik lauschend.
Das Open Neuland Festival hat das Haus mit Zukunft für ein Wochenende verwandelt. In einen Ort voller Energie, Stimmen, Perspektiven. Es ging um Ideen, Projekte. Und um die Menschen dahinter. Im Café wurde Bienenstich gegessen. In einer Ausstellung ging es um ostdeutsche Transformationserfahrungen und was wir daraus für morgen lernen können. Das AngerWERK Engagement-Verzeichnis wurde erstmals vor Publikum vorgestellt. Ein Szenariospiel lud zum Mitdenken ein. Ein Szenariospiel lud zum Mitdenken ein. Und das Aller.Land-Projekt hat Mitstreiter:innen gesucht – und vielleicht sogar gefunden.
Aber vor allem waren Neulandgewinner:innen vor Ort, zum Beispiel das Libken, die mit Hilfe der Förderung eine Bibliothek aufgebaut haben, die für alle zugänglich ist.
Es wurde nicht nur geplaudert. Es ging um mehr als Smalltalk. Menschen führten tiefgründige Gespräche. Mit einer Limo in der Hand, während die Kinder spielten. Zwischen Infotafeln und Musik ging es um das, was das Land bewegt. Und vor allem: um das, was man gemeinsam daraus machen kann.
Open Neuland, Neuland-Gewinner:innen und Neulandsucher – einfach erklärt
Hinter Begriffen wie Open Neuland, Neulandgewinner oder Neulandsucher verbirgt sich ein ziemlich geniales Prinzip: Menschen, die etwas bewegen wollen: ob im Dorf, in einer kleinen Stadt oder irgendwo dazwischen, bekommen nicht nur Geld, sondern Rückenwind. Sie werden sichtbar, vernetzt, gestärkt. Und oft entsteht daraus viel mehr als ein Projekt. Nämlich echte Veränderung. Neulandgewinner ist ein Förderprogramm für Menschen mit Ideen: konkret, lokal und gemeinwohlorientiert.
Ursprünglich initiiert von der Robert Bosch Stiftung, wurde das Programm jahrelang vom Thünen-Institut fachlich begleitet und umgesetzt. Inzwischen liegt die Umsetzung beim Programmbüro Neulandgewinner und dazu gehören das Thünen-Institut für Regionalentwicklung und der Verein Neuland gewinnen e. V. – einer Art Alumni-Organisation, gegründet und getragen von ehemaligen Geförderten und weiteren Engagierten, die ihr Wissen weitergeben. Die Finanzierung kommt heute meist aus den Bundesländern und von Stiftungen wie z.B. der DSEE oder der SBTH.
Damit sich Ideen und Menschen auch wirklich begegnen, wurde das Format Open Neuland entwickelt: regionale Satelliten-Festivals, die vor Ort stattfinden, motivieren und vernetzen. Sie bringen Engagierte zusammen: aus der Nachbarschaft, aus dem Bundesland, aus der Bubble, aber auch aus der Verwaltung, der Kommunalpolitik und der regionalen Wirtschaft Sie machen Mut, sichtbar und Lust auf mehr. Workshops, Diskussionen, gutes Essen, Musik, Kinderprogramm: und das Gefühl, nicht allein zu sein.
Der Höhepunkt des Jahres über all dem ist seit 2020 das Überland-Festival, ein überregionales Festival der (Land) Akteure. Einmal im Jahr trifft sich dort die ganze Community: alte und neue Neulandgewinner:innen, Projektmacher:innen, Zukunftsoptimist:innen und viele weitere Engagierte und Interessierte. (Alle sind herzlich eingeladen.) Ein Ort des Wiedersehens, der Reflexion und der Inspiration. Vom 5. bis 7. September 2025 findet das Festival im Kühlhaus Görlitz statt. Auch das AngerWERK ist vor Ort vertreten – mit Nadine Binias als Stimme aus unserer Region.
Ursprünglich initiiert von der Robert Bosch Stiftung, wurde das Programm jahrelang vom Thünen-Institut fachlich begleitet. Inzwischen liegt die Umsetzung beim Verein Neuland gewinnen e. V. – einer Art Alumni-Organisation, getragen von ehemaligen Geförderten, die ihr Wissen weitergeben. Die Finanzierung kommt heute von den Bundesländern.
Damit sich Ideen und Menschen auch wirklich begegnen, wurde das Format Open Neuland entwickelt: regionale Satelliten-Festivals, die vor Ort stattfinden, motivieren und vernetzen. Sie bringen Engagierte zusammen – aus der Nachbarschaft, aus dem Bundesland, aus der Bubble. Sie machen Mut, sichtbar, Lust auf mehr. Workshops, Diskussionen, gutes Essen, Musik, Kinderprogramm: und das Gefühl, nicht allein zu sein.
Das große Dach über all dem ist das Überland-Festival – das bundesweite Hauptfestival von Neuland gewinnen e. V. Einmal im Jahr trifft sich dort die ganze Community: alte und neue Neuland-Gewinner:innen, Projektmacher:innen, Zukunftsoptimist:innen. Ein Ort des Wiedersehens, der Reflexion und der Inspiration. Vom 5. bis 7. September 2025 findet das Festival im Kühlhaus Görlitz statt. Auch das AngerWERK ist vor Ort vertreten – mit Nadine Binias als Stimme aus unserer Region.

Und was bleibt von einem Wochenende voller Ideen?
Für viele war das Festival ein Auftakt: neue Kontakte, konkrete Kooperationen, frische Motivation. Es war eine dieser seltenen Gelegenheiten, bei der man sich nicht nur digital begegnet, sondern wirklich – im echten Leben. Nicht mehr nur vom Hörensagen oder aus dem Instagram-Feed, sondern im Garten, am Kaffee-Stand oder beim Szenariospiel.
„Man denkt oft, die kennen sich doch alle – aber jeder sitzt in seinem Dorf und macht sein Ding. Das Open Neuland hat dafür gesorgt, dass wir endlich mal ins Gespräch gekommen sind.“
Diese Gespräche waren tiefgehend, offen, neugierig. Es wurde nicht belehrt, sondern gefragt. Nicht performt, sondern geteilt. „Wir wollten mit dem Festival zeigen, wie viel schon da ist – und wer hinter diesen Orten steht. Das sind oft keine großen Organisationen, sondern Einzelpersonen mit Mut und Ideen“, so Jan.

Für uns als Team vom AngerWERK war es auch ein Schritt in Richtung Zukunft: Teil eines Netzwerks zu sein, das immer weiterwächst. „Ein Netzwerk, das nicht abstrakt bleibt, sondern ganz konkret wirkt – in Häusern, auf Höfen, an Tischen, in Begegnungen.“ so Nadine Binias.
Wir bleiben gespannt, was daraus entsteht: Welche Projekte gemeinsam weitergedacht werden, welche neuen Ideen Wurzeln schlagen, welche Kooperationen sich vertiefen. Und wir freuen uns auf alles, was kommt – wenn die regionale Community der Engagierten weiterhin so sichtbar, lebendig und offen zusammenarbeitet.
Wusstest du schon?
Du hast eine Idee oder ein Projekt, das deine Region ein Stück besser machen soll?
Dann bewirb dich doch bei Neuland-Gewinner oder Neulandsucher!
Bei Neuland-Gewinner kannst du bis zu 50.000 Euro Förderung erhalten,
bei Neulandsucher gibt es bis zu 5.000 Euro für erste Schritte und Experimente.
Die Bewerbungsphase für dieses Jahr ist vorbei – aber ab Anfang nächsten Jahres geht es voraussichtlich wieder los.
Alle Infos findest du hier!
Danke für die schönen Fotos: Frank Schinski — OSTKREUZ